Per Anhalter fahren ist total einfach: Hinstellen, Daumen raus, möglichst charmant lächeln und auf eine Mitfahrgelegenheit warten. Normalerweise.
Beim Extremtramperprojekt allerdings geht es um mehr - nämlich auf unterschiedliche Arten per Anhalter zu fahren, wie sie teilweise weltweit einzigartig sind. Die besonderen Herausforderungen und Regeln der einzelnen Reisen haben es stets in sich: Immer wieder teils härteste Beanspruchungen, immer wieder ist maximales Improvisationstalent gefordert.
Bislang hat es der Tramper immer noch bis ans Ziel geschafft. Bislang jedenfalls...
Okay, Sportsfreunde. Es ist soweit: Wir sitzen im Fahrerhaus der Blanca und sind auf dem Weg nach Hamburg. Irgendwie komisch, dass es heute Mittag an den Landungsbrücken enden soll; zumal ich mit Ralph einen großartigen Reisepartner gefunden habe. Aber wie auch immer - Hamburch, wir kommen!
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...war ich bislang auch noch nicht. Funky Ralph: Der Bursche ist so eine Art Grabjäger. Genau genommen macht er Fotos von Gräbern alliierter Soldaten, die in Deutschland gestorben sind und stellt sie Angehörigen aus aller Welt zur Verfügung, die nicht an die Grabstätten ihrer verstorbenen Großväter reisen können.
Auf dem Weg nach Bremen haben wir an zwei Soldatenfriedhöfen gehalten, recherchiert, fotografiert. Wir sind inzwischen in Bremen bei Irmgard und Eberhard (Ja, genau DIE beiden, die mich während der Schifftramperreportage bereits auf ihrem Boot mitgenommen haben) untergekommen. Morgen werden wir wohl einen Tag pausieren müssen, damit wir einige Dinge erledigen können. Dafür bringt Ralph mich Mittwoch direkt auf die Landungsbrücken nach Hamburg, wo das offizielle Ziel der Reise sein soll. Yeah!
Bin in Hannover im schrägsten Hostel der Welt untergekommen. Und nicht nur das: Außer mir ist der einzige Gast der Canadier Ralph, der auf der Suche nach Soldatengräbern in Deutschland ist. Kurzum – Ralph wird mich morgen bis nach Bremen und vielleicht auch noch bis nach Hamburg fahren.Einfach so. Weil er Bock drauf hat.
Doch gerade schneien auch noch Lizzy und Charles herein. Die beiden haben an einer Hitchhike-Competition in England teilgenommen und sind innerhalb von 36 Stunden bis nach Hannover gekommen. Lagebesprechung im schrägsten Hostel der Welt unter Profi-Trampern. Ich habe in Ralph übrigens meinen Meister gefunden. Der Bursche hat mit mir auf dem Weihnachtsmarkt in Hannover Bücher verkauft. Nein. ER hat sie verkauft. Sechs Stück in wenigen Minuten. Bin gespannt auf die Reise mit diesem durchgeknallten Burschen….
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Ich bin überraschend in einer kleinen Pension für kleines Geld untergekommen. Beruhigend. Für die weitere Fahrt morgen ist noch alles offen.
Eines fällt mir bei den Tramper-Reisen immer wieder auf: Du weißt nicht, was kommt, Du musste etliche Male am Tag improvisieren. Du fällst 40 Entscheidungen am Tag, die über Erfolg oder Misserfolg entscheiden. Beides reicht sich meist im Wechsel die Hand.
Wie oft ich bereits die falsche Entscheidung getroffen haben, weiß ich nicht. Wie oft ich die richtige Entscheidungen getroffen habe, weiß ich auch nicht immer so genau. Aber eines weiß ich: es geht immer weiter. Wenn man will. Auch, wenn die Verzweiflung mitunter groß ist. Es gibt immer gute Menschen, die es zu treffen gilt und die einem helfen.
Fazit: Mit einem Messer im Rücken geht man noch lange nicht nach Hause!
Gute Nacht. Heute war heute, morgen wird morgen.
Tja, was soll ich sagen: Die Glückssträhne scheint heute ein jähes Ende zu finden. Ich weiß gar nicht, wo ich heute noch NICHT nach einem Fahrer gefahndet habe. Allerdings ohne jeden Erfolg - die Blanca steht sich die Reifen eckig und ich habe keinbe Ahnung, wen ich hier in Kassel noch anrufen könnte. Die einschlägigen Skater- und Snowbordläden habe ich bereits persönlich abgeklappert, ebenso etliche Motorradhändler und in gefühlt vierhundert Cafes nachgefragt, ob jemand jemanden kennt, der jemanden kennen könnte, der mit mir nach Hannover fährt.
Eines ist auf jeden Fall heute bereits klar: Ape-Tramper ist die aufreibendste und anstregendste Reise der Tramper-Serie. Jeden Tag mindestens 15 Stunden auf den Beinen, dauernd Fahrer organisieren, dann Geld für Sprit und Unterkunft auftreiben.
Das angestrebte Ziel, von München nach Hamburg in zehn Tagen zu kommen ist jedenfalls mindestens so weit von mir entfernt wie ein Polarforscher von Übergangsjacken.
Ich schätze mal, ich werde heute in Kassel bleiben und mir gleich eine Unterkunft organisieren müssen. Wie auch immer.
...musste ich vorhin feststellen, als ich mal wieder in die gastronmische Szene der Stadt abtauchte, um einige Bücher an den Mann zu bringen - immerhin brauchte ich noch das Spritgeld für die nächste Etappe.
Fazit - ich habe tatsächlich ein paar Bücher verkaufen können. Und einen nicht zu knapp bemessen lustigen Abend gehabt, verdammte Tat! Hiermit löse ich zwei Versprechen ein, die ich im Laufe des Abend gern gemacht habe:
1. Kassel ist voll von duften und passablen Menschen.
2. In Kassel gibts die schärfste Sizilianerin der Welt.
Überhaupt ist es - wie ich glaube - mal an der Zeit, mich bei bei Euch allen zu bedanken, die mich auf welche Art auch immer bislang auf der Reise unterstützt haben. Wie auf den anderen Tramper-Reisen auch habe ich immer wieder großartige Menschen getroffen, die mir weitergeholfen haben, obwohl ich ihnen kaum eine entsprechende Gegenleistung anbieten konnte.
Ihr seid klasse! Alle miteinander.
Und ich kann nur hoffen, dass Ihr das Gute, das Ihr mir habt zukommen lassen, hundertfach wieder im Leben zurückbekommt!
Ohne Euch wäre ein solches Projekt niemals möglich.
Euer Tramper
Stets für ein gutes Werk bereit: Hab heut Morgen Carepakete aus einem Kindergarten für die Malteser abgeholt, die zu Weihnachten in den Balkan geschickt werden sollen. Schließlich musst eich ja für meine Übernachtung deluxe bei den Petersbergern Maltesern noch etwas tun, nicht wahr… Bin mit Frauke, die sich via Mail für eine Fahrt angeboten hat, heute bis nach Kassel gekommen.
Unterwegs brav für Speis und Trank in einer Bäckerei gearbeitet und vorhin stilecht mit meinen letzten Kröten in der Tasche in einer Pension am Bahnhof eingecheckt – Gay-Sauna im Hause inbegriffen.
Nach einer Woche steht mir der Sinn doch mal wieder nach einem warmen Essen. Ich schau mal, ob ich nicht eine Pizzeria finde, in der ich für ne kleine Salami-Schinken etwas arbeiten kann. Dumm nur: Ich habe für morgen immer noch keinen Fahrer auftreiben können, der mit mir Richtung Hannover aufbricht. Also: Wer morgen unbedingt von Kassel nach Hannover fahren möchte: Melden. Ich geh dann mal essen. Hoffe ich.
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bei denen ich heute Nacht gut untergekommen bin. Mit Chris ging es gestern aber mal sowas von spontan gen Fulda, untergekommen bin ich bei den Maltersern auf dem Petersberg. Trampersuite deluxe: Einen ganzen Ausbildungsraum mit Feldbett für mich allein. Yeah!
Gleich geht es weiter Richtung Kassel, doch vorher muss ich noch für den guten Zweck einige Wiehnachtspakete für die Malteser abholen, die gespendet und an Kinder verschickt werden. Für die gute Sache ist man als Tramper schließlich immer gern im Einsatz.
Bis später...
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PS: Bilder kann ich unterwegs nicht immer hochladen, dafür reicht der empfang per umts nicht aufm Ländle. Aber bei fb gibts immer die aktuellen Fotos.
Ergebnis nach mehr als 20 Telefonaten, die Dave und Jacob von Reflection Roots in ihren Soziotop geführt haben: Mein Fahrer Flo und ich sind unterwegs nach Würzburg. Jungs, danke Euch noch mal für alles, Ihr seid dufte!
Stand der Dinge: Wir haben so ziemlich genau ausreichend Geld genug für Benzin dabei. Und gute Laune. Und kalte Füße. Ankunft in Würzburg etwa um acht Uhr. Viel zu spät, um sich dann um Unterkunft, Job oder Fahrer für morgen zu kümmern, aber immerhin weiter nach Norden gekommen.
Flo macht sich übrigens super. "Blanca" und er sind bereits nach wenigen Kilometer sooo miteinander (Mittelfinger über Zeigefinger verschränkt). Übrigens: Wir haben für jeden noch so dämlichen Gemütszustand ein Smilie, lol, fg und was nicht noch alles. Wieso noch nicht für "sooo miteinander", he?
Ich bitte um baldige Erfindung.
Hab mich abends in der Szenegastronomie von Ingolstadt nach einer Unterkunft für die Nacht und einem Fahrer für heute umgehört. Beides trotz redlicher Bemühungen der lieben Leute, die ich getroffen habe, vergeblich. Danke übrigens an dieser Stelle an meinen Verleger, der mir vor Abfahrt einige von meinen Büchern - die ich in Zeiten geschrieben habe, als ich noch schlauer als jetzt war – hinten in die Ape geworfen hat.
Einige konnte ich an geistig-kulturell interessierte Gäste verkaufen und mit so ein winziges Zimmer in einer Pension leisten, die alles verdient hat; nur keinen Stern. (Gemeinschaftsdusche auf dem Flur und der eigentliche Duschraum derart klein, dass man sich vor der Tür an- und auskleiden muss) Nu bin ich gespannt, ob sich hier eine gute Seele findet, die mich weiter gen Nürnberg oder Würzburg fährt. Geld für Sprit allerdings muss ich erst noch auftreiben.
Bis später…
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